Wenn sich Abwasser, Schmutzwasser oder Fäkalien nicht direkt mittels einer mit einem Gefälle ausgestatteten Rohrleitung entsorgen lassen, kommen Hebeanlagen in den Einsatz. Dazu gehören auch Kleinhebeanlagen, die beispielsweise darauf ausgerichtet sind, unmittelbar an ein WC angeschlossen zu werden, um dessen Abwässer aufzunehmen und abzuführen. Derartige Kleinhebeanlagen können aber auch fäkalienfreies Abwasser aus anderen sanitären Einrichtungen aufnehmen.
Bad und WC überall im Haus
Nach der Norm EN 12056 sind alle Einrichtungen eines Gebäudes, an denen Abwässer entstehen und die sich über der Rückstauebene befinden, so einzurichten, dass die Abwässer über ein natürliches Gefälle durch eine Schwerkraftentwässerung der Kanalisation zugeleitet werden.
Alle unterhalb der Stauwasserebene anfallenden Abwässer müssen gemäß der Norm DIN EN 12050 mittels einer automatisch tätigen Abwasserhebeanlage entsorgt wserden.
Dazu gehören auch Kleinhebeanlagen, die gemäß der Norm EN 12050-3 unter anderem als Fäkalienhebeanlagen in begrenzter Verwendung eingesetzt werden. Die Themen Abwassermengen und Leistung dürfen hierbei jedoch nicht unterschätzt werden.
Vorgaben des Gesetzgebers
Bauliche Anlagen dürfen entsprechend den Bauordnungen der Länder nur dann errichtet werden, wenn eine den Gesetzen und Vorschriften entsprechende Beseitigung der in dem jeweiligen Gebäude anfallenden Abwässer, auch Niederschlagswasser, möglich ist.
Grundstücke müssen an das öffentliche Kanalnetz zur Entwässerung angeschlossen werden.
Ausnahmen hiervon, die Ableitung in Klärwerke, Sickeranlagen oder Sammelgruben, werden nur zugelassen, wenn ein Anschluss an die kommunale Kanalisation nicht möglich ist. Für alle unterhalb der Rückstauebene anfallenden Abwässer müssen Hebeanlagen verwendet werden oder, entsprechend der Norm EN 12056-4, zumindest Rückstausicherungen, wenn die zu entwässernden Einrichtungen noch oberhalb des Hauskanalisationsanschlusses liegen, aber bereits unterhalb des möglichen Wasserspiegels, in der Regel die Straßenoberkante.
Allerdings dürfen Rückstausicherungen nur dann eingesetzt werden, wenn die Nutzung der Einrichtungen von untergeordneter Bedeutung ist, also nur geringfügige Mengen an Abwasser anfallen und den Bewohnern oder Nutzern des Gebäudes weitere sanitäre Einrichtungen oberhalb der Rückstauebene zur Verfügung stehen.
Mit dieser Einschränkung wird verhindert, das bei einem möglichen Rückstau in der Kanalisation, etwa durch plötzlich auftretendem Starkregen, Schmutzwasser über die sanitären Einrichtungen eindringt und so Inventar beschädigt und mittels Keime und Bakterien die Gesundheit der Bewohner gefährdet.
In der Regel ist es auch bei sanitären Einrichtungen sinnvoll, die sich in ihrem Niveau zwischen Rückstauebene und Kanalisationsanschluss befinden, eine Hebeanlage zu verwenden, die über eine Rücklaufschleife verfügt, die über die Rückstauebene hinaus führt.
Nun wurde so oft der Begriff „Rückstauebene“ verwendet, das es angebracht ist, diesen etwas genauer zu definieren. In jedem Kanalsystem kann es zu einem Rückstau kommen.
Das bedeutet, dass die im Kanal befindlichen Abwässer aufgrund der Menge oder auch wegen einer Verstopfung nicht mehr abfließen und sich beständig aufstauen.
Irgendwann sucht sich das Abwasser neue Ausgänge, etwa über die Schachtdeckel in den Straßen. Vielleicht hat der eine oder andere dieses Phänomen schon einmal bei starken Regenfällen gesehen. Je nach der Situation kann das aus den Kanaldeckeln quellende Abwasser aber noch in der Straße weiter steigen, etwa in einer Bodensenke.
Irgendwann jedoch ist der Punkt oder dass Level erreicht, an dem das Abwasser nicht durch Hindernisse gestaut wird, sondern weiter fließen kann. Das ist die Rückstauebene, der Scheitelpunkt für das gestaute Wasser.
Ein weiteres bildhaftes, jedoch auch unappetitliches Beispiel ist eine verstopfte Toilette. Wird hier die Spülung zu oft gedrückt, fließt das Abwasser über den oberen Rand des WCs auf den Badezimmerboden. Dieser obere Rand stellt dann die Rückstauebene dar.
In der Wasserwirtschaft bezieht sich jedoch der Begriff auf die öffentliche Kanalisation. Die Rückstauebene ist keine feststehende Zahl, sondern unterscheidet sich nach den örtlichen Gegebenheiten.
Wer etwa sein Haus auf einem Berg oder Hügel stehen hat, wird kaum befürchten müssen, dass ansteigende Flüssigkeiten aus der Kanalisation in das Gebäude eindringt. In engen Straßen, in Bodensenken oder auch an Gefällen genauso wie an Flüssen besteht diese Gefahr jedoch durchaus. Darum werden in Schmutzwasserhebeanlagen Rückstausicherungen verbaut.
Abwasserhebeanlagen können zeitweilig auch oberhalb der Rückstauebene eingesetzt werden, etwa bei einer Sanierung oder Renovierung, wenn es für eine bestimmte Dauer wirtschaftlich oder technisch unvertretbar ist, eine mit Gefälle ausgestattete Anschlussleitung einzurichten.
Was sind Kleinhebeanlagen zur begrenzten Verwendung?
Eine der Norm EN 12050-3 entsprechende Kleinhebeanlage dient der begrenzten Verwendung zur Entsorgung von fäkalienhaltigen Abwässern wie auch fäkalienfreien Abwässern beispielsweise aus Toiletten, einer Dusche und einem Waschbecken.
Sind an diese kleinen Hebeanlagen eine Badewanne oder eine Küchenablaufstelle angeschlossen, ist es ratsam, bei der örtlichen Baubehörde nachzufragen, ob dies möglich ist und hierzu bestimmte Vorgaben bestehen, etwa bezüglich der Dimensionierung des Sammelbehälters oder der Pumpenleistung der Kleinhebeanlage.
Die Definition bezüglich der beschränkten Verwendung beinhaltet folgende Punkte:
- Einschränkung auf einen kleinen Benutzerkreis
- Maximal dürfen gleichzeitig nur eine Toilette, eine Dusche, ein Bidet und ein Waschtisch an eine Kleinhebeanlage der Norm EN 12050-3 angeschlossen werden
- Einrichtungen wie Badewanne, Waschmaschinen, Geschirrspüler und Küchenspülen sind an eine eigene Schmutzwasserpumpe anzuschließen, nicht an eine Kleinhebeanlage zur begrenzten Verwendung
- Die Kleinhebeanlage zur begrenzten Verwendung muss sich im selben Raum wie die daran angeschlossenen sanitären Einrichtungen befinden.
- Ein an eine Kleinhebeanlage angeschlossenes WC muss direkt mit der Anlage verbunden sein. Eine längere Rohrleitung zwischen Kleinhebeanlage und WC ist nicht zulässig. Um eine Versottung der Hebeanlage zu vermeiden, sollte die Spülwassermenge zwischen 6 und 9 Liter betragen, entsprechende Spartasten oder andere Möglichkeiten der Wasserreduzierung sind in diesem Fall nicht vorteilhaft.
Wie aus den einzelnen Punkten zu entnehmen ist, eignet sich eine Kleinhebeanlage zur begrenzten Verwendung in der Regel für den privaten Gebrauch und für eine definierte Art der sanitären Einrichtungen.
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In einer vorhergehenden Planung sollte dies unbedingt berücksichtigt und im Zweifel der Einsatz einer Hebeanlage der Norm EN 12050-1 oder EN 12050-2 in Betracht gezogen werden.
Die Druckleitung zur Kleinhebeanlage
Das von dieser Gerätschaft abzupumpende Abwasser wird über eine Druckleitung zu dem Kanalisationsanschluss befördert. Diese Druckleitung besitzt je nach Art der Hebeanlage einen unterschiedlichen Innendurchmesser.
Um die Förderleistung der Pumpe innerhalb der Hebeanlage optimal zu nutzen, sollte die Druckleitung direkt nach dem Anschluss senkrecht nach oben geführt werden, zumindest für eine Strecke von einem halben Meter. Dies sorgt dafür, dass das Verhältnis Pumpendruck und Volumen optimal zueinander steht.
Eine längere waagerechte Strecke direkt nach dem Anschluss an die Hebeanlage verursacht eine überhöhte Fließgeschwindigkeit gepaart mit einem niedrigen Wasserspiegel im Rohr. Das führt wiederum zu unerwünschten Ablagerungen und letztlich zum Verstopfen der Leitung.
Bei der Installation der Druckleitung ist im weiteren zu beachten, das Richtungsänderungen der Leitung mittels Bögen und nicht mit rechten Winkeln durchgeführt werden, um unnötige Druckschläge auf das Rohrleitungssystem und die dazugehörigen Aufhängungen zu vermeiden, die beim Anlaufen der Pumpe entstehen.
Genauso mindert sich durch die Nutzung von Bögen die Gefahr der Verstopfung. Oftmals wird auch direkt nach einer Kleinhebeanlage mit Häcksler gefragt.
Die Zuflussleitungen zur Kleinhebeanlage
Dient dieses Gerät vorzugsweise der Entsorgung von Schwarzwasser, beispielsweise Fäkalien, aus einem WC, so entspricht der Rohranschluss der Normgröße für Standard-WC-Becken, DN 100 oder einem Innendurchmesser von 105,3 mm beziehungsweise einem Außendurchmesser von 114,3 mm. Die weiteren Anschlüsse für Dusche, Handwaschbecken oder Sitzwaschbecken besitzen einen Durchmesser von 40 mm.
Der elektrische Anschluss dieser Hebeanlagen
Die Pumpen von Kleinhebeanlagen verfügen üblicherweise über einen für 230 V ausgelegten Motor, wobei aus der Hebeanlage meist das Anschlusskabel inklusive Norm-Stecker für Steckdosen herausgeführt ist.
Die Pumpe und der dazugehörige Motor sind normalerweise im Sammelgehäuse der Hebeanlage untergebracht. Gemäß der Verordnung zum Betrieb solcher Anlagen besitzt die Pumpe mindestens die Isolationsklasse IP 44.
Die Steckdose, an die die Kleinhebeanlage angeschlossen wird, sollte sich möglichst so weit über Bodenniveau befinden, dass bei eventuell austretendem Wasser ein Kurzschluss vermieden wird. Es ist zudem ratsam, das die Steckdose an einem sogenannten FI angeschlossen ist, einer speziellen Kurzschlusssicherung, die heute bei der Installation von Badezimmertechnik vorgeschrieben ist.
Mitunter werden Kleinhebeanlagen von Laien installiert, die etwas die Sorgfalt gerade im Umgang mit elektrischen Einrichtungen vermissen lassen.
Da wird die Kleinhebeanlage an ein auf dem Boden liegendes Verlängerungskabel gehängt oder der geerdete Normstecker der Anlage wird gegen einen ungeerdeten Euro-Stecker ausgetauscht, weil dieser in eine herkömmliche Steckdosenleiste passt.
Die Sicherheit steht an erster Stelle
Sicherheit der Produkte sollte hier oberste Priorität besitzen. Ungeerdete sowie nur über normale Sicherungsautomaten abgesicherte Leitungen bergen Risiken, die sogar tödliche Folgen nach sich ziehen können. Gerade an Orten, an denen Wasser in Verbindung mit 230 Volt Wechselstrom kommen könnte, steigen die Risiken.
Ein FI löst viel schneller als normale Sicherungsautomaten aus. Diese Bruchteile von Sekunden können etwa bei Personen mit Herzschwäche oder Trägern von Herzschrittmachern den Unterschied zwischen Leben und Tot ausmachen.
Bei der Installation von Badezimmertechnik, zu der Kleinhebeanlagen in dem meisten Fällen gehören, sollte der Elektrofachmann hinzugezogen werden, der eine ordnungsgemäße Installation vornimmt und Hilfe leisten kann. Dies kann auch unter dem Gesichtspunkt der Gebäudeversicherung und der Haftpflicht betrachtet werden. Preise sollten also eine untergeordnete Rolle spielen, damit die Montage korrekt vonstatten geht.
Nachfolgend eine Übersicht der Anforderungen zur Nutzung einer Kleinhebeanlage nach EN 12050-3
- Einsatz zum Entwässern unter Rückstauebene
- An eine Kleinhebeanlage können 1 WC, ein Waschbecken, eine Dusche und ein Bidet angeschlossen werden
- Zur Verwendung im sogenannten kleinen Benutzerkreis
- Mindestens ein zweites WC oberhalb der Rückstauebene steht zur Nutzung zur Verfügung
- Der Sammelbehälter der Kleinhebeanlage fasst max. 20 l.
- Für eine ausreichende Belüftung muss gesorgt sein
- Mündet die Lüftung in den Aufstellraum, muss dafür gesorgt sein, das diese geruchsfrei ist, etwa durch einen zwischengeschalteten Aktivkohlefilter
- Durchmesser der Druckleitung bei Kleinhebeanlagen mit Fäkalienzerkleinerer mind. DN 20, sonst DN 25
- Die Druckleitung muss über die Rückstauebene hinaus geführt werden.
Was ist bezüglich des Aufstellortes möglich mit einer Kleinhebeanlage?
In der Verordnung zur Kleinhebeanlage gemäß Norm EN 12050-3 sind Förderhöhen von maximal 5 m über Oberkante Fußboden und horizontal geführte Leitungen zur Kanalisation von bis zu 100 m zugelassen.
Immerhin fand der heute in jedem Haus vorhandene Kühlschrank erst nach dem Zweiten Weltkrieg eine größere Verbreitung. Vorher waren es vorzugsweise tief gebaute Räume, in denen Obst, Gemüse, Wein und Bier kühl bevorratet wurden. Sicherlich ist für viele Hausherren auch das Thema der Schmutzwasserhebeanlage interessant. Somit darf das Thema Förderhöhe nicht unterschätzt werden, ebenso nicht etwaige Probleme, die damit auftreten können.
Ein Blick in die Statistik zum Wohnungsbestand in Deutschland zeigt, das rund 30 % aller Gebäude in Deutschland, die heute zu Wohnzwecken genutzt werden, vor dem Jahr 1948 errichtet wurden.
Derartig tiefe Keller lassen sich mit einer Kleinhebeanlage durchaus zu nutzbarem Wohnraum umgestalten, wobei moderne Lichtführungstechniken gleichermaßen für Helligkeit sorgen.
Mit 100 m im horizontal geführten Streckenbereich, nach der nach oben führenden Druckleitung, ist ebenso genügend Spielraum gegeben, um selbst bei großen Grundstücken die Kanalisation zu erreichen.
Dabei muss auch hier beachtet werden, dass die horizontale Rohrleitung ein Gefälle von 10 mm auf einem Meter Streckenlänge aufweist.
So lassen sich selbst die Kellergeschosse von Nebengebäuden mit einer Kleinhebeanlage ausstatten, beispielsweise im Zuge der Renovierung oder Sanierung eines landwirtschaftlichen Gehöftes.
Für jedes Objekt die passende Hebeanlage – Ein passender Test
Kleinhebeanlagen der Normen EN 12050-3, EN 12050-2 oder auch EN 12050-1 bieten sich in einer Vielzahl von Formen und Ausstattungsvarianten an, um jedes Problem hinsichtlich der Abwasserentsorgung aus tiefer gelegenen Räumlichkeiten zu lösen.
Dies bezieht sich nicht nur auf die Art des zu entsorgenden Abwassers wie Schwarz- oder Grauwasser, sondern ebenso auf dessen Temperatur, etwa das warme Wasser aus einer Waschmaschine oder einer Badewanne.
Eine kleine Hebeanlage besitzt im Durchschnitt etwa eine Größe von 40 x 25 x 20 cm, manche Modelle sind sogar noch kleiner. Dadurch kann die Kleinhebeanlage praktisch überall unauffällig installiert werden, direkt hinter dem WC oder an einem anderen Ort, ohne das Gesamtbild der Badezimmereinrichtung zu stören.
Auch die Verlegung der notwendigen Anschluss- und Druckleitungen gestaltet sich im Zuge einer Kellerrenovierung einfach und schnell. Die heute überwiegend verwendeten Kunststoffrohre sind frei von Korrosion, säurefest und je nach Anforderung auch wärmebeständig.
Eine weitere Variante der Nutzung von einem Kleinhebewerk kann die Unterbringung in einem gesonderten Sammelschacht außerhalb des Gebäudes sein.
Diese Form bietet sich an, wenn die Kellerräumlichkeiten vollständig zu Wohnzwecken genutzt werden sollen oder auch bei der Zusammenführung zweier getrennter Einheiten.